von Humen » Mi 6. Jan 2016, 22:42
Während Humen die Fremde umrundete und ausfragte, behielt Gimle jede ihrer Regungen im Auge. Er sah das was Humen nicht vermochte zu sehen, denn somit konnte sich der Sidhe vollkommen auf sein Handeln konzentrieren und wusste um die Rückendeckung seines Partners. Der Suavis hatte schon Menschen in dieser Situation zusammenbrechen oder gar fortlaufen sehen, vollkommen überfordert mit der drängenden Situation. Es war eine grobschlächtige Methode die schwachen Gemüter auszusortieren. Über die Verbindung mit Humen bekam er seine Angespanntheit und auch Erregung mit. Es war wie bei einer Jagd, wenn man das Opfer solange verfolgte und im Ungewissen ließ, bis es unachtsam wurde und letztlich ein leichtes Opfer wurde. Humen wirkte in diesem selber wie ein Suavis auf der Jagd und Gimle konnte nicht verhindern, dass er sich mitreißen ließ während er den Worten seines Partners lauschte. Die Schwanzspitze zuckte angespannt und sein Blut geriet in Wallung, während der scharfe Geruch der Angst ihn seine Nase stieg, gefolgt von den zitternden Schwingungen des Zornes. Da war sie! Ihre Schwachstelle! Reflexartig spannten sich Gimles Muskeln und er ging in Angriffsbereitschaft, als die Sidhe sich umwandte und Humen fixierte um zu reagieren. Ein schändlicher Fehler, ihre Rückendeckung dermaßen zu vergessen, nur um sich vollkommen der Provokation entgegen zu stellen.
Humen indes nahm ihren Ausbruch gelassen, schien ihn gar komplett zu übergehen. Durch die Krieger welche er ausbildete, war er solche Ausbrüche gewohnt, sogar kleinere Übergriffe. Die Sidhe jedoch war klug genug sich zu beherrschen, auch wenn Humen der Meinung war ein kurzes Zucken in der Hand bemerkt zu haben, als sie dem Reiz widerstand ihr Schwert zu greifen. Das Mädchen hat Biss. Scheint aber auch noch recht unerfahren und impulsiv Humens Gedanken suchten seinen Partner. Dieser entspannte sich wieder, der kritische Moment war vorüber, wo ein unkontrollierter Angriff zu befürchten war und nur die zuckende Schwanzspitze zeugte von der vorhergehenden Anspannung. Die intensivere Befragung würde Vodras überlassen werden. Ja, aber gerade deswegen kann man sie sich noch zurechtschleifen. Humen unterdrückte den Drang, eine Augenbraue bei der Antwort seines Partners zu heben. Gimle hatte nur selten eine positive Meinung über eine Person. Doch ihm gefiel es, wenn jemand Widerworte hatte und nicht ständig zu ihren Füßen kroch, nur weil sie die zweite Hand von Vodras waren. Respekt war ja schön und gut, doch wurde sie mit der Zeit auch langweilig und eintönig. Es gab kaum noch Situationen zum Streiten, diskutieren oder ärgern, einzig mit Humen. Doch der Sidhe war kein guter Streitpartner, meistens zog er sich dann zurück und ließ Argumente offen im Raum stehen, ein frustrierendes Ende für eine Diskussion. Dann nehmen wir sie auf deine Verantwortung mit. Ich rechtfertige dies Mädchen nicht vor Vodras. Der Schwanz schnippte zustimmend um Humens Wade und mehr musste auch nicht gesagt werden. Dabei war es schon klar, dass sich Gimle Vodras gegenüber nie rechtfertigen würde. Sollte die Wahl nicht auf Zustimmung stoßen würde dennoch Humen herhalten müssen, ein berechenbares Los, was der General auch wusste und willentlich hinnahm.
Die Antworten auf die letzten Fragen blieb die junge Sidhe schuldig. Etwas anderes schien ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Da die Zar’Dras ebenfalls Sidhe waren, war es nur verständlich, dass der Partner auch ihren Wutausbruch mitbekommen haben musste. Dazu kam noch das scheinbar junge Alter der Sidhe. Im Gegensatz zu Humen und Gimle, fehlte ihnen noch die Erfahrung sich für kurze Zeit gänzlich vom Partner abzukuppel. Als Humen seine Fühler ausstreckte und erneut sacht ihren Geist antastete, konnte er die Verbindung zum Partner spüren, ehe sie erneut eine Mauer um sich zog.
Bei ihrem Vorschlag, zu ihrem Partner vor die Stadt zu gehen, zogen sich seine Augenbrauen merklich zusammen. Außerhalb der Stadt war er schneller angreifbar und selbst er und Gimle konnten es nur bedingt mit einem ausgewachsenen Drachen aufnehmen. Konnte ihr soweit getraut werden? Suchte sie nur einen Vorwand ihn aus der Stadt zu locken? Es gefällt mir nicht, was meinst du? Ein dunkles Grollen war aus Gimles Kehle zu vernehmen, auch ihm gefiel diese Situation nicht. Andererseits,.. Wenn sie uns direkt verraten will, hätte sie es schon getan. Die Gans ist der perfekte Ort für einen Hinterhalt und ich sehe hier in der Stadt genauso viel Potential wie außerhalb. Außerdem scheint sie nicht zu wissen wem sie gegenübersteht. Ansonsten wäre ihre Reaktion bestimmt anders ausgefallen.
Schweigend betrachtete Humen die junge Sidhe, welche angestrengt versuchte ihre vorherige Beherrschung wieder zu erlangen. Sollte sie wirklich einen Hinterhalt planen, hätte sie bestimmt anders reagiert. Doch was war ihr eigentliches Ziel?
„Nun gut. Ich möchte noch mein Pferd holen. Mein Partner wird euch über den Dächern zum Nordtor folgen, ich stoße anschließend zu euch.“
Mit diesen Worten ging Humen ungerührt an ihr vorbei und verließ den Hinterhof der Goldenen Gans und ließ einen skeptisch dreinblickenden Gimle zurück. Der Kater jedoch hatte noch kein einziges Mal ein Wort an die Sidhe gerichtet und auch jetzt schwieg er, während er seinen Weg auf die Dächer Port Amuns suchte, indem er zuerst auf ein niedriges Vordach und dann auf das rote Schindeldach der Gans sprang.
[tbc Nordtor]
17. Kiriat, Mittag
Gimle analysiert Liviannas Verhalten genau und meint ihre Schwachstelle erkannt zu haben. Humen und Gimle stimmen zu, ihre Partner zu treffen und trennen sich, weil Humen noch das Pferd holen möchte.
Humen, Livianna