von Lianna » Do 2. Jul 2015, 10:58
Lianna lächelte den Kutscher an.
"Schade, dass wir gehen müssen. Aber behaltet doch die Perlen an den Schnüren an eurem Karren, so können wir euch schon von Weitem hören, und vielleicht trotzdem zusammen fahren, wenn wir uns auf dem Weg ein zweites Mal begegnen.."
Sie knickste und suchte dann hilfesuchend Barthis Hand. Er legte seine Hand sanft auf ihre, so groß wie seine Hand war, war es ein wahres Wunder dass er mit diesen riesigen Händen so fürsorglich sein konnte und in der Lage war solche kleinen Meisterwerke wie die klingende Brosche zu erschaffen.
Scheinbar hatte er einen Weg gefunden, das Hindernis zu überwinden. Jedoch schien es ein Durchgang von Zwergengröße zu sein.
Lianna war Bergarbeiterin gewesen, und sie wusste, dass man NIEMALS in unabgestützte Schächte krabbelte. Und auch die Holzstämme, die man zum Abstützen der Schächte gebrauchte, waren als Spielplatz für die Waisenkinder tabu gewesen.
Man hatte sie damals mehrmals gewarnt, dass egal wie ordentlich das Holz aufgestapelt war ein kleiner Stoß reichte und es setzte sich in Bewegung.
Man konnte leicht eine Hand oder ein Beim verlieren, wenn man darunter geriet. Wenn man nicht von rollenden Stämmen vollends zerquetscht wurde.
Diese Stämme die sich vor ihnen auftürmten waren keinesfalls ordentlich gelagert, sondern kreuz und quer über den ganzen Toreingang verteilt, so wie sich die Beschreibung anhörte. Deswegen schaute Lianna Barthi etwas verständnislos an. Meinte er es ernst dass sie dort hindurchkrabbeln sollten?
Das war kein Spiel mehr, das war wirklich gefährlich. Kein "Mikado" oder was sehende Kinder sonst alles mit Holzstäbchen spielten.
Sie zog die Augenbrauen hoch.
Sollte sie ihm vertrauen? War es notwendig sich einer solchen Gefahr auszusetzen? Was wenn das ganze über ihnen zusammenbrach?
Konnten sie kein anderes Tor nehmen?
Aber hier stehenzubleiben, war keine gute Idee. Bald würde es hier von Wachen wimmeln, die sich dem Problem annehmen würden. Und wenn diese Barthi entdeckten, ihn untersuchen und das Kettenhemd finden würden, wäre es aus mit ihnen.
Sie hatte keine Wahl, sie musste ihm folgen.
Wie eine Katze ließ sie sich auf alle Viere sinken. Aber Katzen konnten gut sehen..
Die kleine Bardin hoffte inständig, dass eine blinde Katze nicht für unvorhergesehene Zwischenfälle sorgen würde. Dies war schließlich keine Mine..
Sanft hielt sie sich an Barthis Hosenbein fest, aber der Zwerg legte ein solches Tempo vor, dass es schwer war den fetzen Stoff umklammert zu halten. Sie griff etwas fester zu, aber da sie Sorge hatte, bald nur noch die Hose in Händen zu halten, und dass Barthi hosenlos vor ihr herumkrabbelte, ließ sie doch wieder lockerer..
Das wäre ein Bild, dass die Leute in Port Amun sicherlich nicht vergessen würden. Ein Hosenloser Zwerg..
Die Warnung "Kopf runter.." kam etwas spät, da Lianna immer noch das Bild von hosenlosen Barthi im Kopf hatte.
Sie knallte leicht mit der Stirn an einen Stamm, und dieser geriet ins Rutschen.
*Caraguuu.. dachte sie und presste ihre Augen fest zu, obwohl sie sowieso nichts sah.
Das war ein Alptraum.. warum tat sie so etwas dummes, blindlings einem Zwerg in einen Haufen wild durcheinandergewürfelter Baumstämme folgen, von denen jeder einzelne sie erschlagen konnte..
Der Baumstamm war zum Glück nur wenige Millimeter verrutscht. Aber nun wusste die kleine Bardin, dass sie mit ihrer Einschätzung, dass diese Unternehmung mehr als lebensgefährlich war, recht hatte.
Unerbittlich bewegte sich aber Barthi fort und Lianna bemühte sich, nirgendwo hängenzubleiben, und am besten gar nicht erst nach möglichen Gefahren zu tasten. Was nicht einfach war, denn wie sollte man in Panik zerquetscht zu werden rechts von links unterscheiden können.
Ein Nagel verfing sich an ihrem offenen Haar und sie hatte Mühe sich zu befreien, dann waren sie endlich draußen.
Nur nicht zu früh aufstehen.. nur nicht.. und tieef durchatmen.. Lianna zwang sich zur Ruhe.
Ihr schlimmster Alptraum, irgendwo verschüttet unter Geröll zu liegen wäre beinahe in Erfüllung gegangen.
Das blasse Mädchen blieb einen Moment liegen, robbte noch einen Meter vorwärts..
Ihr Kleid war über und über mit Staub bedeckt, und sie fühlte sich, als wäre sie gerade aus den Tiefen der Hölle aufgestiegen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, hätte der Stamm gegen den sie gestoßen war sich noch ein paar Zentimeter mehr bewegt.
Barthi half ihr, den Staub von ihrem Kleid zu klopfen, und sie hoffte, dass er sie nie wieder solchen Ängsten aussetze.
Sie war froh, als er sich den Händlern zuwandte, und sie sich irgendwo hinsetzen konnte.
Langsam tastete sie mit der Hand und fand tatsächlich etwas, auf das sie sich setzten konnte. Es schien eine Kiste oder etwas ähnliches zu sein, und da sie keine Stimmen in der Nähe vernahm, nahm sie an, die Kiste wäre herrenlos.
Bevor das Mädchen sich darauf niederließ prüfte sie mit der Hand die Stabilität des Objekts. Scheinbar war sie einmal zum Transport von Seife verwendet worden, denn der Geruch nach Rose und Lavendel lag wieder in ihrer Nase.
Lianna schnupperte, in den Geruch von Rosen- und Lavendelseife mischte sich ein Duft, den sie gut kannte. Zwergentabak. Lianna lauschte den Stimmen der Händler, hoffend, dass sich doch jemand finden würde, der nach Dralun reisen und sie beide mitnehmen würde. Doch hoffentlich kein Zwerg, die Gefahr entdeckt zu werden war zu hoch, wenn sie mit jemandem fuhren, der sich mit den Gesetzen des kleinen Volkes auskannte.
*Mist
17. Kiriat, Morgens, etwa 9 Uhr 30
L. verabschiedet den Kutscher, klettert unter dem Wagen hindurch und riecht draußen Zwergentabak
Barthi, Lianna, Kutscher NPC, Händler NPC, Ziv
Charaktere:
Lianna mit Kleidermotte Kheled, Acalanthis mit Waldkauz Strix, Zoe, Laily,
NPC:
Wirtin Rosalind mit Katze, Heganbor der Zwerg