von Lianna » Mo 25. Mai 2015, 13:55
Lianna nickte. Auch wenn sie erwartet hatte, heißes Wasser und Tücher bringen zu müssen, war sie ganz froh, mit dieser Aufgabe fortgeschickt zu werden.
Wo sich eine Wasserstelle, sowie Tücher befanden, hätte sie nicht unbedingt gewusst.
Aber den Tisch in der Werkstatt würde sie schon finden.
Darüber hinaus hatte sie nicht wirklich Lust, Schiedsrichterin im Kampf darum, wer hier das sagen hatte, zu sein.
Ihre Finger befühlten das Material des Beutels, der ihr mitgegeben worden war. Es war ein stabiler Beutel aus Rohleder.
Was immer dort auf dem Tisch lag. Lianna hatte es nicht bemerkt. Doch Franziska tat so, als würde sie es erkennen, oder müsste es wissen. Darum traute sie sich nicht noch einmal nachzufragen.
Die Stufen zur Werkstatt schaffte sie ohne Mühe, die Tür, die sich anders als die Türe der Goldenen Gans gepflegt und poliert anfühlte, war nur angelehnt.
Tastend strichen die Fingerkuppen darüber, fühlten Holz, Metall und Glas.
Sie musste also vorsichtig geschlossen werden, und durfte nicht knallend ins Schloss fallen.
So wie die kleine Bardin sich im ganzen Laden vorsichtig und wie auf Zehenspitzen würde bewegen müssen. Denn überall stand zerbrechliches Zeug herum. Das sie nicht sehen konnte.
Die kleinen Glöckchen an der Türe erklangen. Kurz erschreckte sich Lianna, bis sie sich erinnerte, dass sie diese gläsernen Glöckchen schon einmal gehört hatte, und dass sie diesmal nichts kaputtgemacht hatte.
Sie lauschte. Alles war still. Heganbor war sicherlich noch bewusstlos.
Ganz vorsichtig schlich sie sich durch den Laden. Vermied es dabei ihren Stock zu benutzen und tastete lieber mit Zehen- und Fingerspitzen.
Ein-, zweimal stieß sie auf ein Hindernis, dass sie umgehen musste, und kam dann doch am Arbeitstisch an, auf dem sie anfing, nach dem zu tasten, was sie mitnehmen sollte.
Dabei stieß sie unabsichtlich ein Tintenfass um, und die Tinte rann über ein Blatt Papier.
Lianna konnte nicht sehen, was sich darauf befand.
Sicherlich eine Skizze für eine neue Scheibe.
Es war der Entwurf den Heganbor für Barthi gezeichnet hatte. Nun zog sich ein aquamarineblauer Blitz von der Ecke in dem ein Zwerg auf einem Fass stand quer über das Blatt bis hinunter zu der Kaimauer, den Möwen und den Fischen, haarscharf am Segelboot vorbei, dass im Hintergrund auf den Wellen schaukelte.
Es sah so aus, als ob der Zwerg den Blitz werfen würde. Denn er entsprang genau seiner kleinen Faust, die er zum Gruße auf dem Fass stehend in den Himmel reckte.
Es verschandelte das Bild überhaupt nicht, doch das konnte Lianna nicht wissen, die blitzschnell das Fässchen wieder hinstellte und wie wild versuchte, die Tinte mit pusten zu trocknen. Was dem Blitz aus der Handfläche des Zwerges noch einige hübsche Ausläufer bescherte und ihn wie einen mächtigen Wettergott wirken ließ.
"Oh nein." jammerte Lianna und versuchte das Pergament aufrecht zu halten, dass die Tinte hinabtropfen konnte.
Diese tropfte auf ihre nackten Füße und bildeten vor dem Tisch auf dem Parket, direkt neben der verkohlten Stelle, auf die Heganbors Pfeife gefallen war den Abdruck von 4 ihrer hübschen kleinen Zehen.
Lianna machte sich große Vorwürfe. Nun hatte sie Heganbors Arbeit zerstört.
Und sie konnte ihm nicht einmal eine Entschuldigung dafür schreiben. Da sie das Lesen und Schreiben niemals gelernt hatte.
Sie nahm sich vor, sich auf jeden Fall bei ihm zu entschuldigen.
Noch ein wenig vorsichtiger tastete sie nun mit ihren blauen, mit Tinte beschmierten Fingern über den Tisch, und hinterließ dabei kleine blaue Fingerabdrücke. Schließlich fand sie kleine runde metallene Knöpfe. Recht viele davon. Und ihr wurde schlagartig klar, dass hier keine Knöpfe offen auf dem Tisch lagen, sondern ein ganzes Vermögen.
Wie Franziska ihr gesagt hatte, sammelte sie jede einzelne Münze ein, und verstaute sie in dem großzügig geschnittenen Lederbeutel, der nun schon mächtig schwer in ihrer Hand lag.
So viel Geld mit sich herumzutragen, schon, wenn es nicht ihr eigenes war, war sehr viel Verantwortung.
Und man musste sich vorsehen, dass man nicht überfallen wurde, mit so einem prall gefüllten Beutel.
Sie schnürte ihn sehr eng, so dass er nicht bei jedem Schritt klimperte.
Langsam hob sie ihre Röcke hoch, und band sich die Schnur um die Taille.
Dann hörte sie ein Geräusch.
Charaktere:
Lianna mit Kleidermotte Kheled, Acalanthis mit Waldkauz Strix, Zoe, Laily,
NPC:
Wirtin Rosalind mit Katze, Heganbor der Zwerg