von Lianna » So 22. Mär 2015, 10:19
Der Geruch von Bier stiegt dem Mädchen in die Nase. Und die Schritte die sich auf sie zubewegten, stoppten.
Bartholomeus kam gar nicht erst dazu, ihr zu antworten, denn in einer wohltönenden, honigweichen Stimme sagte der Fremde, der so gut nach Seife und Haarwässerchen roch etwas zu einer Calalia.
Huch. Moment, jetzt hatte sie fast vergessen, dass sie ihm einen falschen Namen genannt hatte.
Calalia, das war SIE. Er hatte SIE gemeint.
Lianna errötete.
Sag etwas, flehte ihr Innerstes, bedank dich wenigstens.
Doch irgendwie brachte sie es nur zu einem noch tieferen Erröten und einem scheuen und schüchternen zucken der linken Schulter.
"Darf ich Sie an meinen Tisch führen?" sagte der Fremde und fasste sie am Arm. Die Katze zuckte mit einer Pfote, so als wolle sie zuschlagen.
Bitte bleib ruhig Schatzekatz.flehte Lianna in Gedanken.
Ganz ruhig meine Gute.
Sie bemühte sich, ruhig zu atmen, und auf das Tier ganz gelassen zu wirken, denn Krallen die das Kleid zerfetzten, konnte sie jetzt so wenig gebrauchen, wie ein Eisbär einen Nerzmantel.
Die das Fell der Katze glättete sich, und die Pfoten entspannten sich, die kleinen Krallen die das Tier in Liannas Kleid geschlagen hatte, lösten sich wieder, doch Lianna spürte das Misstrauen des Tieres.
Bartholomeus schien ebenfalls voller Mistrauen zu sein. Lianna horchte. Wenn sie doch nur verstehen könnte, was er sagte. Doch immer noch hatte sie dieses komische Gefühl in ihren Ohren, so als wären um sie herum eine unsichtbare Blase aus Glas.
Was brummelst du da nur, Khagam? richtete Lianna ihre Gedanken auf ihren liebsten Freund, während das Schaben von Stuhlbeinen über den bestreuten Boden anzeigte, dass ihr ein Stuhl zurechtgeschoben worden war.
Es war gar nicht so einfach, sich mit der Katze auf dem Schoß zu setzen, doch sie schaffte es.
Das Tier gab ihr irgendwie ein wenig Hoffnung und Mut. Ganz so wie der Zwerg, dessen Hand sie aber nicht ständig halten konnte, ohne lächerlich zu wirken.
Der Fremde lobte wieder das Kleid, und scheinbar machten ihm die Änderungen nichts aus.
Erleichtert atmete sie aus, wollte gerade sagen, dass es Bartholomeus war, der das Kleid verschönert hatte, da spürte sie, das irgendetwas nicht in Ordnung war.
Irgendwie lag eine Anspannung in der Luft, die sie nicht deuten konnte.
Eine Hand legte sich auf ihre. Und wieder flehte, Lianna, dass die Katze nicht feindselig reagierte.
Das tiefe Atmen des Fremden war zu hören, und Lianna zermarterte sich den Kopf, wie sein Name gewesen war. Hatte er ihn genannt.
Und doch traute sie sich nicht, nach ihm zu fragen.
Er schenkte ihr ein Kleid, und sie erinnerte sich nicht mal an seinen Namen.
Der Geruch nach Terpentin wurde wieder stärker, und Liannas Herz fühlte sich wie ein gefangener Schmetterling, der Hilflos in einem Netz zappelte.
Wie um Lianna zu beruhigen, begann die Katze auf dem Schoß der jungen Bardin an zu schnurren und rieb ihr Köpfchen an Liannas Ellenbogen.
Lianna löste ihre Hand von der des Fremden, und strich der Katze über den Kopf, die anscheinend wollte, das man sich mit ihr beschäftigte.
Der Fremde fragte nach ihren Plänen, doch Pläne hatte sie nicht gemacht. Nur das ungute Gefühl beschlich sie, dass sie und der Zwerg nicht zu lang an ein und demselben Ort bleiben sollten, besonders nicht, wenn sie sich so tollpatschig verhalten hatten, wie in diesem Fall.
Wenige der Tavernen Besucher würden das Mädchen mit dem Zwergenfreund vergessen, das erst wie eine entlaufene Sklavin gekleidet ankam, dann wie eine Schwindsüchtige mitten im Schankraum dramatisch zusammenbrach und schließlich wie eine Prinzessin gekleidet verschwand.
Wenn sie es schaffte zu verschwinden...
Nicht zu erwähnen der desaströse Zustand des Hotelzimmers, in dem sie genächtigt hatte, welcher das Verschwinden noch verkomplizierte.
"Khagam hat mir mit dem Kleid geholfen. Er ist sehr geschickt, und er schenkte mir auch die Brosche, sie ist wundervoll nicht wahr?"
Liannas Stimme klang unsicher, aufgrund der angespannten Stimmung, die vor allem die Katze ihr vermittelte.
"Die Harfe, so klein sie auch sei, klingt sogar."
Mit den Fingerspitzen schlug sie unsicher einen Akkord an. Doch der Ton war nicht so schön und voll, wie das erste Mal. Es klang leise, der Größe der Harfe angepasst, und fast ein wenig schüchtern doch durchaus rein.
Doch waren es nur Töne, die zwar transportierten, dass die Spielerin durchaus in der Lage war, zu spielen, und die Harfe durchaus ein kleines, vollwertiges Instrument, doch in ihnen lag nichts ungewöhnliches oder gar magisches.
Was war jetzt anders als das erste Mal? Warum entfaltete das Instrument nicht seine volle Klangkraft?
Nachdem sie den Ton gespielt hatte, drehte die Katze ihren Kopf, so als wäre sie beleidigt, dass man wegen ein bisschen läppischer Musik aufgehört hatte, sie zu streicheln.
"Was die Pläne betrifft, so kenne ich mich für heute nicht aus, Khagam hat darüber noch nicht mit mir gesprochen. Vielleicht werde ich ein wenig musizieren, um unsere Kasse aufzubessern. Das Kleid wird mir dabei große Dienste leisten, denn so bin ich nicht nur musikalisch, sondern auch optisch vorzeigbar. Vielen Dank dafür."
Liannas nackte Füße griffen sich ein Stück trockenen Rindenmulch und ließen es wieder fallen. Nur aus Verlegenheit.
Gespannt wartete sie, was jetzt geschah.
Hatte der Zwerg einen Plan, wie es weitergehen sollte?
[Lianna beruhigt die Katze - wird zum Tisch geführt und führt die Brosche vor]
Charaktere:
Lianna mit Kleidermotte Kheled, Acalanthis mit Waldkauz Strix, Zoe, Laily,
NPC:
Wirtin Rosalind mit Katze, Heganbor der Zwerg