von Lianna » Mo 16. Mär 2015, 07:21
Eigentlich hätte sie ja eine ordentliche Tracht Prügel verdient, sie bekam ein neues Kleid, Bartholomeus half ihr aus einer dummen Situation zu entkommen, und sie saß da und tat sich leid.
Wie ein verwöhntes Balg aus der Oberstadt.
Was zur heiligen Esse war verkehrt mit ihr?
Sie sollte sich echt einmal zusammenreißen.
Kurz zog sie noch einmal die Nase hoch, und fühle dann, wie ihre Hände gegen das Korsett gedrückt wurden.
"Schnell halt´s fest!" meinte er. Und versuchte wohl das Kleid dazu zu überreden, an Ort und Stelle zu bleiben.
Jedenfalls schien es mit jedem Knoten den er machte, besser zu sitzen.
Sie fing an das Kleid immer mehr zu akzeptieren, als sie merkte, dass es viel besser saß, als der sackartige Leinenüberwurf, den sie so geliebt hatte.
Man musste ganz einfach eine gerade Haltung annehmen, wenn man dieses Kleid trug.
Lianna neigte oft dazu, besonders beim Flötespielen, so zu sitzen, dass ihr nach einer Weile der ganze Rücken weh tat. In diesem Kleid war eine ungesunde Haltung gar nicht möglich.
Wie geschickt der Zwerg die Bänder verband und sie hatte ihn so vor den Kopf gestoßen.
Sie begann sich zu schämen. Und den ganzen Schaden den sie am Zimmer angerichtet hatte.
Sie war wahrlich eher ein Fluch als ein Segen für ihn gewesen. Aber er stand zu ihr und half ihr. Fest wie ein Fels in der Brandung.
So jemanden hatte sie sich immer gewünscht, wie schade, dass er sie nur so lange begleiten wollte, bis sie das Erz verkauft hatten...
Ihr Gesicht bekam einen wehmütigen Ausdruck. Ach würde er doch bleiben. Aber wer wollte schon bei jemandem bleiben, der im ersten Moment, in dem etwas schief ging in Tränen ausbrach, Fensterscheiben zerbrach, Vorhänge zerstörte, und mit seinem Nasenbluten alles vollschmierte und zu allem Unglück auch noch magische Gegenstände gestohlen hatte, die nur Schwierigkeiten bedeutet hatten.
Sanft nahm er sie an den Armen und drehte sie zu sich herum.
"Unten zu viel Stoff und oben eindeutig zu wenig!"
Als sie seinen Kommentar hörte, nickte sie zustimmend.
Der Unterrock der an dem Kleid befestigt war, war furchtbar. Man konnte das Kleid nicht gescheit anziehen, ohne sich darin zu verheddern.
Als er dann genau dieses Teil des Kleides abtrennte, stand sie ganz still und wagte nicht sich zu rühren.
Hmm, das Gefühl war gar nicht so schlecht, und die Beinfreiheit war auch wiederhergestellt. Seine Hände, so grob sie doch waren, waren in handwerklichen Dingen so geschickt.
Das fand Lianna sehr wichtig, um auf Randsteinen zu balancieren, oder auch das Gleichgewicht zu halten, wenn jemand sie anrempelte.
Etwas warmes weiches und anschmiegsames legte sich um ihre Schultern, es fühlte sich an wie tausende weicher Daunenfedern. Sie fühlte, es war der Unterrock, doch scheinbar hatte der Zwerg es verhext, denn was er damit gemacht hatte, kam ihr wirklich unglaublich vor.
Er hatte etwas das sie hasste in etwas verwandelt, dass sie liebte. Und dies hatte er nur mit dem Geschick seiner Hände in kürzester Zeit zustande gebracht.
Noch ein zwei Dinge veränderte er, doch Lianna war schon jetzt so begeistert, dass es ihr schwer fiel länger stillzuhalten.
Sie hielt das Tuch fest, und fühlte die Weichheit und die Reinheit des Stoffes und hätte am liebsten geheult, diesmal allerdings vor Freude.
Scheinbar hatte er nun das Tuch mit einer Nadel festgesteckt.
Sie drehte sich, da war nichts mehr an dem Kleid, was sie behinderte.
Die kleine Bardin konnte nun nicht mehr über den Unterrock fallen, und auch das Kleid an sich fühlte sich locker und leicht an, wie eine Feder.
Und erst das Tuch, sie ob es und rieb ihre Wange daran.
"Du bist wunderschön Mokvendi!" sagte er, und sie errötete.
Sie war ein hässliches, ungeschicktes, verheultes und ungezogenes Balg.
Aber er, er war der allerbeste Mensch auf der ganzen Welt.
Wie er aus etwas, das nicht zu ihr passte etwas machte, was sie nie wieder ausziehen wollte.
"Was ist denn das für eine Nadel?" fragte sie und griff zu der kleinen Brosche über ihrem Herzen, rührte aus Versehen an einer der Saiten und ein wunderschöner Ton flog um sie herum und füllte den ganzen Raum.
Es war fast so, als würde der Ton die Gefühle die sie empfand in diesem Augenblick in diese Welt hinaustragen.
Es war nur ein Ton, aber einer in den man sich verlieben konnte, warm und weich, voller Bewunderung und Liebe. Ein Ton der die Herzen schneller schlagen ließ und ehrfürchtig lauschen.
Staunend blieb ihr Mund offen stehen als der Ton langsam verklang. Was für eine Magie war das denn? Eine Harfe. So klein. Und doch gab sie Töne von sich, als wäre sie viel größer.
"Wie? Was?.. aber warum?.. MIR? " stotterte das Mädchen ungläubig. Sie konnte es gar nicht fassen.
[Lianna bemerkt den ganzen Zauber zwergischer Handwerkskunst, sie kann das Ausmaß dieser Gaben kaum fassen]
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Lianna am So 22. Mär 2015, 10:39, insgesamt 1-mal geändert.
Charaktere:
Lianna mit Kleidermotte Kheled, Acalanthis mit Waldkauz Strix, Zoe, Laily,
NPC:
Wirtin Rosalind mit Katze, Heganbor der Zwerg