von Lianna » Sa 7. Mär 2015, 09:54
Leicht zuckte sie zusammen als eine Frauenstimme jemand ankeifte, hoffentlich hatten sie nicht das verwüstete Zimmer gesehen..
Als es laut schepperte, duckte sich die kleine Bardin und legte ihren Arm zum Schutz vor ihren Kopf. Sie war öfters schon aus Versehen oder absichtlich in die Wurfbahn von Hausratsgegenständen geraten, und wusste, wie weh es tat so etwas an den Kopf zu bekommen.
Auch die Motte schien sich erschreckt zu haben, denn sie flog, hastig mit den samtgrauen Flügeln schlagend davon.
Dann hörte die kleine Bardin ein weiteres ihr aus ihren Kindertagen bestens vertrautes Geräusch, eine schallender Ohrfeige. Nein zwei. Was war sie froh nicht mehr in den Minen der Zwerge zu arbeiten, sie hatte diese Geräusche und auch andere, viel schlimmere öfter mit anhören müssen als ihr lieb war.
Deswegen hatte sie sich angewöhnt, meist nicht aufzufallen, nicht übermäßig laut zu sein und nicht aus der Masse herauszustechen um nicht selber Ziel von solchen Misshandlungen zu werden.
Ein Talent, das sie, seit sie sich frei bewegen konnte, ziemlich vernachlässigt hatte.
Sie hatte weit mehr Aufmerksamkeit erregt als gut für sie war, fühlte sich gar so sicher, dass sie sich nicht mal Sorgen machte, als sie "aus Versehen" das Hotelzimmer verwüstet hatte.
Heruntergerissene Vorhänge, Blut auf den Dielen, und sämtliche Möbelstücke wirr auf dem Boden liegend, sie musste dringend etwas tun.
Ein quietschendes Geräusch folgte, jemand putzte scheinbar eine Fensterscheibe. Das die Scheiben überhaupt geputzt wurden in einem solchen Etablissement, verwunderte Lianna sehr. Putzen, ja, erst mal musste sie "für kleine Mädchen gehen" und dann unbedingt das Zimmer wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzen.
Sie schlich auf die Treppe zu, über die man ins Obergeschoss kam, als sie auf einmal das vertraute Geräusch neu geflickter Stiefel bemerkte, das sie die ganze Zeit durch die Hafenstadt am Meer begleitet hatte.
Das Meer, wie gerne würde sie sich jetzt darin waschen.
Der Gedanke an frisches, kühles, wenn auch salziges Wasser und ihren neuen Freund, den Zwerg, ließen ihre blinden Augen strahlen.
Leider hatte das Zimmer das Wasser nötiger als sie... also musste sie das Waschen wohl ausfallen lassen.
„Gleich. Ich muss nur wirklich schnell hoch.
Und ich will dir auch nicht auf der Tasche liegen, ich habe doch noch ein Stückchen Brot in meinem Rucksack.
Setz dich nur schon, ich bin gleich wieder zurück.."
Weil sie gar so dringend musste hielt sie kaum an, und stolperte halb auf die Treppe zu.
Als sie in irgendetwas Nasses, Ekliges trat, konnte sie sich ein leichtes Quietschen nicht verkneifen.
Doch tapfer setzte sie ihren Weg zur Treppe und dann über die schiefen, krummen Treppenstufen fort. Huschte dann in einem Tempo, das man ihr nie zugetraut hatte über den Gang und riss die Türe auf, von der sie glaubte, dass es sich um ihr Zimmer handelte.
Stattdessen drangen Geräusche eines Paares an ihr Ohr, dass sich scheinbar in diesem Zimmer vergnügte.
Und sie, stand mitten in der offenen Türe.
Oweh, war das peinlich. Das war ja gar nicht ihr Zimmer.
Zum Glück konnte sie das nicht sehen. Aber das was sie hörte reichte schon.
Die Frau jauchzte und japste so, als würde sie als keckerndes Eichhörnchen springend über eine Wiese voll von Haselnüssen laufen und der Mann hörte sich an wie ein grunzendes Wildschwein, auf der Suche nach leckeren Trüffeln.
Schnell und bestürzt schlug Lianna die falsche Türe zu und begab sich in das, nun wirklich richtige Zimmer.
Das erkannte sie daran, dass es nach Bartholomeus Käsefüßen roch und dass Waschschüssel und Nachttopf nicht an ihrem Platz standen, sondern sich immer noch unter den Pfosten des Bettes befanden.
Sie hob mit aller Kraft das Bett an, zog die Schüsseln und Schalen unter den Bettpfosten hervor. Das Wasser, in der einige unglückliche Bettwanzen schwammen, schwappte bedenklich hin und her als sie mit den Gefäßen zum Fenster schritt, ganz vorsichtig, damit sie nicht über die herumliegenden Möbel und den Vorhang stolperte. Dann riss sie denn verdreckten und zerfetzten Teil von ihrem Kleidchen ab, und machte es mit dem Wasser nass und kippte den Rest mit einem
"Achtung da unten!!!"
hinaus.
Ordentlich wie sie war, stellte sie die Schüsseln bis auf den Nachttopf wieder auf ihren Platz zurück und sammelte die umher getretenen Möbel auf, um sie wieder hinzustellen.
Ein Märchen kam ihr in den Sinn, in dem fleißige Mädchen, die immer schön die Betten ausschüttelten, so dass es auf der Welt schneite mit Gold belohnt wurden. So schnappte sich das junge Ding die Bettdecke und schüttelte sie ebenfalls aus.
Nun meldete sich ihre Blase aber noch heftiger, deswegen verschob sie das Wischen des Zimmerns auf später, bückte sie sich nach dem Vorhang, stellte sich ein Nachttischlein bereit und versuchte ihn wieder an die Vorhanghalterung anzuknoten, welches ihr mehr schlecht als recht schließlich gelang.
Endlich konnte sie sich hinter den Vorhang begeben und ihr "Geschäft" machen, welches sie danach ebenfalls mit den Worten:
"Vorsicht, Unrat!"
aus dem Fenster kippte.
"Nun bist du dran, Boden.." murmelte sie wie zu sich selber. Und der Boden gab zustimmende knarzende Geräusche von sich, als sie sich hinkniete.
Lianna musste darüber so sehr lachen, dass eine Vogel, der sich auf der Straße über die Bettwanzen hermachte erschreckt aufflog.
Einen Besen gab es hier im Zimmer leider nicht, aber sie hatte sich ja bereits einen Lappen aus einem Stückchen Kleid hergestellt, mit dem sie das Zimmer durchwischte.
Strähnen fielen ihr ins Gesicht, als sie so herumrutschte und wischte.
Das Kleid ging ihr nun nicht mehr bis über die Knie und saß viel luftiger und lockerer, was ihr - wenn sie nicht knien musste - irgendwie gefiel.
Dann fasste sie sich schnaufend an den Kopf.
Ihr Haar fühlte sich wie ein Vogelnest an.
Sie musste furchtbar aussehen..
Geschwind löste sie ihren Gürtel, der am Kleid sowieso nur als Schmuck getaugt hatte, und band ihn sich als Zopf in ihr Haar, das sie vorher gründlich ausgeschüttelt und mit den Fingern durchgekämmt hatte.
So fand sie, konnte sie nun hinuntergehen um mit Bartholomeus zu frühstücken.
An dem Zimmer, aus dem immer noch verdächtige "Waldgeräusche" drangen, ging sie schneller vorbei, als nötig.
Die Treppe brachte sie in einem erleichterten, federnden Gang hinter sich. Aber die Pfütze vor der Treppe hatte sie vergessen und stapfte natürlich hinein.
"Wääääks.. neiiiiin, schonwieder!"
[Lianna sorgt für Ordnung und erledigt ihre "Morgentoilette", dann geht sie in die Gaststube zurück]
Charaktere:
Lianna mit Kleidermotte Kheled, Acalanthis mit Waldkauz Strix, Zoe, Laily,
NPC:
Wirtin Rosalind mit Katze, Heganbor der Zwerg